Die Digitalisierung der Digitalisierer*innen: Wie nutzen Beratungsfachkräfte das Internet privat und beruflich?

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Effektstärke d von Unterschieden zwischen privater und beruflicher Mediennutzung von Beratungsfachkräften

Wie nutzen eigentlich Beratungsfachkräfte das Internet? Überwiegt – bezogen auf Dienste und Geräteklassen – die private oder berufliche Nutzung? In einer gemeinsamen Studie der EH Darmstadt und der TH Nürnberg unter Mitarbeit der Deutschen Gesellschaft für Beratung haben wir diese und andere Fragen untersucht, indem wir Beratungsfachkräften einen Onlinefragebogen vorgelegt haben. Neben soziodemographischen Hintergrundvariablen haben wir die Nutzung von Diensten und Geräten, das eigene Kompetenzempfinden sowie Fort- und Weiterbildungswünsche bezogen auf Beratung im Internet erfragt. Auf einem Kongress des Nationalen Forums für Beratung haben wir ersten Ergebnisse vorgestellt und bald erscheint dazu auch ein Artikel im e-beratungsjournal.

Davon ausgehend, dass sich gelungene Digitalisierung immer von der domänengebundenen Fachlichkeit her entwickelt, ist unsere Studie doppelt relevant: Zum einen ist Beratung in ihrer medialen Form der Internetberatung diejenige Hilfe in der Sozialen Arbeit, die in ihrer eigenen Entwicklungsgeschichte früh, naturwüchsig und intensiv das Thema Digitalisierung thematisiert. Zum anderen ist die von uns befragte und aktuell in der Beratung tätige Fachkraftgeneration auch diejenige, die diese Digitalisierung weiter verantworten wird.

Wie sieht sie nun aus, und wie weit ist sie fortgeschritten, die Digitalisierung der Digitalisierer*innen? Wir haben in der Einschätzung der Relevanz von Diensten und Geräteklassen auf der selben Skala einmal den privaten und den beruflich-beratungsbedingten Mediengebrauch erfasst. Die von uns befragten BeraterInnen zeigten in der privaten Nutzung grob zusammengefasst erwartungskonformen, eher intensiven Mediengebrauch. Interessanterweise gibt es aber große bis sehr große Unterschiede zur beruflichen Mediennutzung: In fast allen erfragten Diensten und Geräteklassen überwiegt die private Nutzung sehr deutlich: Alle der in der Grafik veranschaulichten Unterschiede sind statistisch bedeutsam, und viele liegen bezüglich der dargestellten Effektstärke in einem Bereich, der mittlere bis große Unterschiede markiert. Die Grafik macht dies mit der dort abgebildeten Effektstärke d sichtbar, für die grob gilt: bis 0,1 liegt ein kleiner, ab 0,3 ein mittlerer und ab 0,8 ein großer Unterschied vor. Zusammengefasst: privat also eine intensive, und bezogen hierauf eine beruflich spärliche Internetnutzung.

Woran liegt das? Ventiliert werden zu diesen Fragen ja unterschiedliche Ideen, z.B. eine medienkonservative Einstellung von psychosozialen Fachkräften, anthropologische Grenzen psychosozialer Hilfen (entlang derer der medialen Darreichungsform von Beratung weniger Wirksamkeit nachgesagt wird), organisationale und institutionelle Hemmnisse, Datenschutzfragen und vieles mehr.

In den kommenden Publikationen zu diesen und anderen Befunden werden wir solchen Fragen entlang unserer Daten nachgehen und natürlich auch die anderen von uns erfassten Variablen einbeziehen.

Erklärungsbedürftig ist die Differenz von eher intensiver privater Mediennutzung und einer doch eher spärlich fortgeschrittenen Digitalisierung auf jeden Fall…

Was denkt ihr?

 

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