Wie ist es einzuschätzen, wenn Jungen und Mädchen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit schulbezogene Fragen thematisieren? Soll man in den offene Räumen und Zeiten, die Jungen und Mädchen per Definition in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung gestellt werden sollen, schulische Themen zulassen? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Und wenn nicht, weshalb? Meistens werden es ja die Hausaufgaben sein, die zu schwer, zu umfangreich oder anderweitig als belastend erlebt werden. Diesen Fragen durften Markus Emanuel und ich in einem Beitrag zu „Schule bewältigen“ im gerade neu aufgelegten Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit (erscheint 2019) nachgehen. Unter dem Bewältigungsparadigma gesehen kann es dann fallweise sinnvoll sein, sich sehr wohl mit Schule und Hausaufgaben in der offenen Kinder- und Jugendarbeit zu beschäftigen. Dabei gilt es dann zu verhindern, dass sozialpädagogisches Handeln den Logiken der Schule folgt und die Offene Kinder- und Jugendarbeit z.B. zur inoffiziellen Nachhilfe verkommt. Was es vielmehr zu stärken gilt ist der subjektive Eigensinn von Mädchen und Jungen, und hierin liegt eine große Chance in der Thematisierung von Schule in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit: Von einem dritten Ort aus, der weder die Schule selbst, noch das Elternhaus ist, können Mädchen und Jungen sich in Bezug zu ihrer SchülerInnen-Rolle setzen und auch damit, welchen Umgang sie mit den schulischen Ansprüchen nach Leistung und Bewertung umgehen.
Neben einer solchen – hoffentlich sensiblen – Fallarbeit mit und für Mädchen und Jungen wird Soziale Arbeit damit auch dauerhaft sensibilisiert bleiben können für die vielfältigen Situationen, in denen Schule nicht nur bewältigt werden kann und muss, sondern auch schmerzliche Erfahrungen des Scheiterns verursacht. Spätestens dann müssen die unterschiedlichen Funktionslogiken von Jugendhilfe und Schule klar sein: Bedingungslose Zuwendung und Anerkennung gerade dann, wenn die schulische Logik Exklusionsrisiken erzeugt. Wir sind gespannt, wie unser Artikel, der auf Theorien von Böhnisch und Thiersch sowie die anerkennungstheoretisch gerahmten Arbeiten von Bolay zu Jugendhilfe und Schule Bezug nimmt, ankommt.