Soziale Netzwerkanalyse: Freeware für Forschung und Praxis

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Die Analyse von Sozialen Netzwerken ist für viele sozialwissenschaftliche Themen ein reizvolles Unterfangen – lassen sich diese komplexen Gebilde doch durch eine empirische Erfassung und den Report gängiger Maßzahlen statistisch beschreiben und vergleichen. Zum anderen entstehen durch die graphische Aufbereitung oft äußerst erhellende Einsichten in Zusammenhänge und Funktionen, die nicht per se ersichtlich sind. Noch vor einigen Jahren war der Umgang mit der entsprechenden Software eine ziemliche Quälerei. Das hat sich deutlich gewandelt. Die Tatsache, dass ein sehr bewährtes kommerzielles Programm Anfang 2017 Freeware geworden ist führt nun zu der Situation, dass für unterschiedlichste Anwendungen leistungsfähige Lösungen bereitstehen, mit denen in Forschung, Lehre und Praxis nutzbringend und ohne Einschränkungen gearbeitet werden kann.

VennMaker: Egozentriertes Netzwerk, entstanden im Rahmen einer Jugendberatung

VennMaker ist ein kontinuierlich weiterentwickeltes Programm zur Erfassung und Analyse akteurszentrierter Netzwerke, das nun kostenlos erhältlich ist. Es ist von der Nutzerführung her sehr flexibel konfigurierbar, wobei besonders der Modus der Echtzeiterstellung von Netzwerken für die Erfassung überschaubarer Systeme hilfreich ist. Nach kurzem Kennenlernen des Programms lassen sich Informationen aus Beratungsgesprächen und Interviewsituationen, in denen eine begrenzte Anzahl von Systemelementen thematisch wird, direkt aus dem Gespräch in die Software übernehmen. Akteur_innen und Beziehungen zwischen ihnen lassen sich so in Echtzeit kategorisieren und auf der Netzwerkkarte einzeichnen. Ebenso interessant und für die Forschung oft der noch bessere Weg ist die Möglichkeit, je nach Fragestellung vorab relevante Attribute für Akteure und die Relationen zwischen ihnen festzulegen, so dass ein für die Fragestellung (z.B. Teamstruktur, Stakeholdernetzwerk, historischer Briefwechsel etc.) bereits exakt passendes Instrumentarium zur Verfügung steht.

Gephi: Egozentriertes Publikationsnetzwerk aus der Perspektive des Autors

Für komplexe Netzwerke mit vielen Elementen (Knoten oder Nodes) und Beziehungen (Kanten oder Edges) zwischen ihnen stößt man mit VennMaker aber an Grenzen – auch was die Analyse-, Darstellungs- und Exportfähigkeit angeht. Für diesen Zweck bietet sich Gephi an, das von Beginn an Freeware war und in der letzten Version deutlich an Stabilität und Nutzerführung gewonnen hat. Die meisten der oft ästhetisch beeindruckenden Graphen zu Netzwerken auf Plattformen wie Facebook oder XING, aber auch viele Plotts in wissenschaftlichen Arbeiten, sind mit Gephi erstellt. In Gephi muss man sich etwas einarbeiten, wird dann aber mit unzähligen Möglichkeiten belohnt. Etwas umständlich ist das Importieren der Daten – entweder als separate Liste von Knoten und Kanten (.csv), oder durch Nutzung von Plugins aus Exeltabellen. Diese etwas komplexe und auf den ersten Blick mühsame Erfassung der Daten bietet den Vorteil, dass man sehr unterschiedliche, bereits vorhandene Informationen nutzen kann. Im obenstehenden Beispiel ist das ein aus der Literaturverwaltung exportierter Datensatz meines Publikationsnetzwerkes das ich jetzt immer angucken kann, wenn mir das Schreiben einmal zu einsam vorkommt 😉

 

 

 

 

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