Vorgestern hat der Fachtag zu Kinderrechten: Kindheit(en) und Räume aus kinderrechtlicher Perspektive stattgefunden. Er war als transdisziplinäre Veranstaltung konzipiert und hat die Debatte um Kinderrechte mit dem Diskurs um Räume und ihre Auswirkungen auf Kindheit(en) verbunden. Die Beschäftigung mit Kinderrechten nimmt seit einigen Jahren kontinuierlich an Fahrt auf, hat aber trotz ratifizierter Abkommen wie der UN-Kinderrechtskonvention oder der ganz neu entwickelten Hessischen Kinderrechte-Charta immer noch nicht den gebührenden Stellenwert.
Dabei tut eine intensive Debatte und seriöse wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema Not: Sowohl Schutzrechte (das zeigen die zahlreichen Heimskandale) als auch Förder- und Entwicklungsrechte sind vielfach noch nicht im erwünschten Umfang realisiert. Mich interessiert als Sozialpädagoge dabei sowohl die organisationale und institutionalisierte Absicherung von Kinderrechten als auch das zugehörige professionelle Handeln von (angehenden) Fachkräften. Deshalb war es erfreulich, dass neben Kolleg*innen aus Praxis und Wissenschaft auch zahlreiche Studierende aus der Kindheitspädagogik und vereinzelt aus der Sozialen Arbeit/Sozialpädagogik anwesend waren, um das Thema anzugehen.
Nach zwei tollen einführenden Vorträgen von Katharina Gerarts (Darmstadt) und Ronald Lutz (Erfurt) ging es in die Workshops.
Dort haben wir als Projektteam der ChiRi-App unser Projekt mit den Workshopteilnehmer*innen diskutiert: Wie kann die Entwicklung einer Kinderrechte-App so gestaltet werden, dass sie allen Kindern entlang der drei Inhaltsbereiche Information, Prävention und Intervention in der Wahrnehmung ihrer Rechte weiterhelfen kann? Entlang von einigen (auch steilen 😉 ) Thesen haben wir eine Art Live-Delphi-Befragung mit anschließender Diskussion gemacht und so vielfältige Impulse für die nächsten Etappen unserer Entwicklungsarbeit erhalten.
Gleichzeitig wurde auch deutlich, wie spannend das Thema virtuelle Räume in Bezug auf das Thema Kindheit(en) ist. Die Digitalisierung macht auch hier nicht halt, und es gilt, Kinder zu mündigen Nutzer*innen zu machen anstatt digitale Medien einseitig zu glorifizieren, zu dämonisieren oder auf von Erwachsenen zugerichtete digitale Lernräume in Form von geschlossenen Lernprogrammen zu reduzieren. Aspekte von Lebensweltorientierung und Bewältigung – traditionsreiche sozialpädagogische Denkfiguren – aktualisieren sich hier im kindheitsbezogenen Mediendiskurs und verhindern, digitale Räume einseitig als Korrelat eines digitalen Gerätefetischismus zu verkürzen.
Obwohl das Thema virtuelle Räume nur eines von vier Workshop-Themen war, bin ich sehr bereichert nach Hause gegangen und freue mich auf die weitere Arbeit am Thema Kinderrechte mit der ChiRi-App, die wir im kommenden Jahr bis zu einem ersten Wireframe-Prototyp vorantreiben wollen.
Wer mehr über die gesamte Tagung erfahren will und Materialien herunterladen möchte: Hier geht´s zur Tagungswebseite.