Sozialpädagogische Sprunginnovation: Careleaver*innen und Wissenschaftler*innen entwickeln neues Unterstützungsangebot

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Transdisziplinär gut gestartet: Studierende, Careleaver*innen (von Careleaver e.V.) und Wissenschaftler*innen der Uni Hildesheim und der EH Darmstadt

Während die bundeseigene Agentur für Sprunginnovation bisher noch am Startblock klebt, tut sich an vielen Stellen selbstorganisiert etwas – manchmal sogar in der Sozialen Arbeit :-). Vor einigen Tagen war ich an der Uni Hildesheim, um gemeinsam mit den Kolleg*innen aus der Wissenschaft, Careleaver*innen und Student*innen mit einem Workshop das CareHoPe-Projekt voran zu bringen. Das spannende an diesem Projekt ist, dass es aufgrund mehrere neuartiger Elemente tatsächlich als sozialpädagogische Sprunginnovation gelten kann: Es geht nämlich um nicht weniger als eine völlig neuartige Fachstelle für Careleaver*innen. Careleaver*innen sind junge Erwachsene, die einen Teil ihres Lebens in öffentlicher Erziehung ( z. B. in Wohngruppen oder Pflegefamilien)  verbracht haben und sich am Übergang in ein eigenständiges Leben befinden. Sie haben aufgrund vieler Besonderheiten des deutschen Systems wohlfahrtsstaatlicher Hilfen große Schwierigkeiten zu meistern, wenn die Jugendhilfemaßnahme endet und damit vielfache Fragen nach sozialer Absicherung und Perspektiventwicklung virulent werden. Das besondere am CareHoPe-Projekt ist, dass in der als wissenschaftliches Modellprojekt konzipierten neuen Fachstelle (a) das innovative Thema studierender oder studierwilliger Careleaver*innen bearbeitet wird, die ganz besondere Hürden vor und im Studium bezwingen müssen, (b) ehemalige Careleaver*innen, die selbst Soziale Arbeit studiert haben, sich dort als Berater*innen engagieren, (c) das Projekt vollständig transdisziplinäre als Wissenschafts-Praxis-Kooperation angelegt ist und (d) die Hilfe von Anfang an eine digitale Darreichungsform erhält – als Online-Peerberatung, die hohe fachliche Qualität mit der spezifischen Wissensbasis von Jugendhilfeabsolvent*innen verbindet. Das erzeugt aus meiner Sicht einen „Träger“, wenn man ihn denn so nennen will, der von Anfang an quer zu vielem liegt, was sonst in der Sozialen Arbeit als gesetzt gilt. Für mich wird dabei besonders spannend, welche organisationale Kultur sich hier herausbildet, wenn unterschiedliche Akteursgruppen an einem innovativen Thema in stark digital geprägten Kollaborationsformen zusammen arbeiten, wie unterschiedliche Wissensbestände eine Projekt- und Trägerstruktur formen und andererseits diese Struktur wieder auf alle Beteiligten zurück wirkt und uns im besten Fall neue Erfahrungen mit dem Thema Leaving Care ermöglicht. Und schließlich ist es ganz persönlich für mich ein schöner berufsbiographischer Brückenschlag zu meiner eigenen Zeit in den Hilfen zur Erziehung.

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