Die meisten Hochschullehrenden in der Sozialpädagogik (und anderen Handlungswissenschaften mit unmittelbarem Berufsfeldbezug) kennen das Phänomen: Eine stattliche Anzahl von Studierenden geht bereits im Studium einer Teilzeitbeschäftigung in Einrichtungen der Sozialen Arbeit nach. Formal sind von Minijobs bis hin zu halben Stellen oder Verträgen als Werkstudent:in mit noch mehr Stundenumfang viele Möglichkeiten gegeben.weiterlesen
BKIL (Beratungskompetenz im Längsschnitt) ist ein transdisziplinäres Forschungs- und Entwicklungsprojekt, das in Kooperation mit der Onlineberatungsstelle youth-life-line und der Universität Tübingen durchgeführt wird.
Im Rahmen eines Modellprojektes absolvieren Studierende im BA Erziehungswissenschaft mit dem Studienschwerpunkt Sozialpädagogik eine alternative Studienform, in der das Blockpraktikum im vierten Semester durch ein studienbegleitendes Praktikum ersetzt ist. Teilnehmende Studierende sind vom ersten Semester an einen halben bis einen dreiviertel Tag in der Woche an einer Beratungsstelle tätig, die psychosoziale Beratung für Jugendliche und Junge Erwachsene in Lebenskrisen und bei Suizidgefahr anbietet. Die Beratung erfolgt per E-Mail, die hieraus folgende Schriftlichkeit mit Zeitversatz und Reflexionsfenster sind wesentliche Voraussetzungen für das in BKIL realisierte Lern- und Bildungsarrangement.
Unter enger Lehrsupervision und nach einer 80stündigen beraterischen Basisqualifikation sind BKIL-TeilnehmerInnen von Beginn ihres Studiums an in der Fallarbeit tätig. Ein begleitendes Kolloquium und eine enge Abstimmung zwischen Hochschule und Praxisstelle ermöglichen Lern- und Bildungsprozesse mit einer engen Verzahnung zwischen Theorie und Praxis unter der theoretischen Perspektive des Cognitive Apprenticeship-Ansatzes.
Untersucht werden in BKIL
Chancen und Grenzen von Professionalisierungsprozessen entlang von methodischem Handeln
Transformationen in beruflichen Selbstbild während des Studiums
Kompetenzerwerbsprozesse im beraterischen Handeln
Als Instrumente kommen narrative Interviews und standardisierte Fallszenarien zum Einsatz. Die Datenerhebung findet in jedem Semester statt, so dass die Fragestellungen unter einer Längsschnittperspektive untersucht werden können.
Bisher haben drei Studienkohorten an BKIL teilgenommen. Die erste Kohorte hat das BA-Studium erfolgreich abgeschlossen und nimmt im Rahmen einer Anschlussstudie weiterhin an der wissenschaftlichen Begleitung teil.