Mit etwas Verzögerung kommt meine Nachlese zu den vielfältigen Eindrücken zu Fragen der Digitalisierung der Fort- und Weiterbildung im Bereich der systemischen Beratung und Therapie. Die DGSF als führender systemischer Fachverband hatte hierzu eine Weiterbildungsveranstaltung durchgeführt,weiterlesen
Manchmal gibt es auch in der stressigen Vorweihnachtszeit im Hochschulalltag noch Nischen, in denen die wissenschaftliche Passion Platz hat. Eine dieser Nischen ist die Arbeit an und mit dem Modellcurriculum der DGSF (nachlesbar in der Verbandszeitschrift hier auf S. 38). Mit diesem Modellprojekt hat die DGSF (Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie) als einer der größten deutschenweiterlesen
Was passiert eigentlich genau mit dem Wissen in den Köpfen, wenn Fachkräfte eine Beratungsweiterbildung absolvieren und übend-praktizierend tätig sind? Unsere WSBT-Studie (Wissensbildung in der systemischen Beratung und Therapie) hat in der ersten Projektphase (Artikel als Open Access hier) hierzu schon spannende Ergebnisse geliefert die zeigen, dass der Wissenserwerb in der systemischen Beratung so verläuft wie in anderen komplexen Tätigkeiten auch. Das klingt zunächst nach einem unspektakulären Befund, ist aber deshalb brisant, weil Fragen zur Kompetenzentstehung bei Beratungsfachkräften generell wenig untersucht sind. Bezogen auf Weiterbildungswirkungsforschung können sie als nahezu unerforscht gelten. Das ist umso problematischer, als dass in der Beratungs- und Therapieforschung seit einiger Zeit eine Trendwende eingesetzt hat: Wesentlich stärker als bisher steht das Beratungshandeln von mehr oder weniger kompetenten Fachkräften im Fokus, und weniger die Beforschung einzelner Techniken und Methoden, wie sie in der vergleichenden Beratungs- und Therapieforschung lange Zeit üblich war. Daraus folgt, dass mit diesem Trend auch neue Formen der Erforschung von Wissensbildungsprozessen entwickelt werden müssen – wozu unsere Studie einen wichtigen Beitrag leistet. Wir freuen uns deshalb sehr, dass die DGSF die Förderung der zweiten Projektphase genehmigt hat und wir in bewährter Manier mit den bereits erhobenen Daten weiterarbeiten können. Während in der ersten Auswertung der beschreibende Überblick in der Erstauswertung im Fokus stand, können wir nun mit den gesamten Raffinessen der multivariaten Statistik Zusammenhängen in den Daten nachgehen – gut, dass wir mit BildungsforscherInnen vernetzt sind, die gemeinsam mit uns Antworten zu diesen Fragen suchen.
Im kommenden Kontext erscheint der erste Artikel aus unserer WSBT-Studie (Wissensbildung in der Systemischen Beratung und Therapie). Sie wird von der DGSF (Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie) finanziert. Wir haben in dieser Studie einen ersten wichtigen Schritt in Richtung Weiterbildungswirkungsforschung im systemischen Feld gemacht. Zugrundegelegt haben wir dabei zentrale Annahmen aus der Expertiseforschung, denen gemäß das Wissen sich mit steigendem Weiterbildungserfolg nicht nur vermehrt, sondern sich auch in spezifischer Weise verändert. Zur Erforschung dieser Phänomene haben wir 30 (angehende) systemischen Fachkräften aus drei Erfahrungsstufen untersucht: NovizInnen am Beginn der Weiterbildung, Fortgeschrittene am Ende der 2-bis dreijährigen Weiterbildung und ExpertInnen, die ihre Weiterbildung bereits vor zehn oder mehr Jahren abgeschlossen haben und systemisch aktiv sind.
Ihnen haben wir sogenannte Prompting-Tasks vorgelegt – zentrale Begriffe (“Prompts”) aus dem systemischen Denken. Anschließend durften die Befragten laut Denken und dabei alles äußern, was ihnen zu diesem Begriff einfällt. Im Anschluss haben wir dann für jeden der vorgelegten Begriffe die erlebte Erfahrungstiefe auf einer Skala erfasst.
Und was kam raus? Zunächst einmal das beruhigende: Die Entstehung systemischer Beratungsexpertise lässt sich so gut abbilden und entspricht auch in unseren Daten weitgehend den Vorannahmen: Bei steigender Erfahrungstiefe kommt es zu Amalgamierungsprozessen zwischen deklarativem Wissen und reflektiertem Fallwissen, was zu einer Wissensbasis führt, die bei Fortgeschrittenen und Expert*innen jeweils spezifisch anders ist als bei den vorhergehenden Erfahrungsstufen und sich im qualitativen Datenmaterial sehr anschaulich ausdrückt – also auf welche Weise und in welcher Menge Wissen nach den Prompts aktiviert wird.
In der kommenden Zeit wollen wir diesen Datensatz noch vertiefter auswerten. Das reizvolle an dieser Forschung ist zudem, dass die Instrumente sowohl für die Forschung, als auch für Weiterbildung selbst genutzt werden könnten – so lässt sich die Prompting-Task-Aufgabe beispielsweise auch in einer Partner*innenarbeit durchführen, an deren Ende dann nicht die forschende Auswertung der Daten steht, sondern ein reflektierender Dialog über das sich abzeichnende systemische Wissen. Und schließlich – das ist ein eher mittelfristiges Ziel – wollen wir überprüfen, ob die so erfassten Wissenszuwächse sich mit Performanz orientierten Daten aus unserem BeraLab korrelieren lassen. Wenn dies so wäre, läge ein empirisch abgesicherter Indikator für Beratungskompetenz vor, der für eine wissenschaftlich begründete und gemäßigt evidenzorientierte Weiterbildung hoch spannend wäre.
Welche systemischen Konzepte kommen in der Kinder- und Jugendhilfe zum Einsatz? Sind dies vor allem bewährte, aus der Literatur bekannte Vorgehensweisen? Oder sind für den Anwendungsfall der Kinder- und Jugendhilfe auch neue Vorgehensweisen entstanden? Und wie sind solche systemischen Methoden hinsichtlich ihrer Wirksamkeit bisher erforscht?
Diesen und anderen Fragen gehen wir in einer neuen Studie (EVASYKO, Evaluation systemischer Konzepte in nicht heilkundlichen Kontexten) nach, in der wir systematisch entlang der für die Soziale Arbeit adaptierten Evidenzkriterien (Otto, Polutta und Ziegler 2010) alle auffindbaren Projekte sammeln und den so entstehenden Korpus unterschiedlichen Wissens zu systemischem Handeln in der Kinder- und Jugendhilfe analysieren und rekonstruieren. Die Studie wird von uns durchgeführt und von der DGSF (Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie) finanziert. Die Untersuchung leistet damit einen wichtigen Beitrag, die Soziale Arbeit, mit der sich systemisches Denken vor allem in Deutschland gemeinsam erfolgreich gemeinsam entwickelt hat, nach der Debatte um die sozialrechtliche Anerkennung als Psychotherapieverfahren wieder vermehrt in den Blick zu nehmen.
So entsteht im besten Fall eine Landkarte gelingender systemischer Praxis als wertvolle Wissensbasis für die Praxis selbst, aber auch für weitere Forschung und die (Verbands)politik. Die Daten – von reflektiertem Einzelfallwissen bis zur kontrolliert-randomisierten Studie ist für uns alles interessant – erheben wir derzeit. Schon jetzt ist klar: Viele systemische Perlen schlummern bisher unerkannt, so dass wir in der kommenden Kontext-Ausgabe auch noch einmal einen Aufruf, der sich gezielt an die systemische Praxis wendet, veröffentlichen. Wer mag, kann ihn unter diesem Blogbeitrag schon einmal durchlesen.
Und mich freut außerordentlich, dass das bewährte Team aus Marlene Henrich (wiss. Mitarbeit) und Christina Dietrich (wiss. Hilfskraft) nun durch Rebecca Hilzinger (wiss. Mitarbeit) verstärkt wird – womit die systemische Expertise nun auch gleich dreifach im Forschungsteam vertreten ist.
Unser Aufruf zur Mitarbeit (erscheint auch in der kommenden Kontext-Ausgabe):
Die DGSF hat ein Forschungsprojekt angestoßen, das im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe und Sozialen Arbeit untersucht, welche systemischen Konzepte und Interventionen zum Einsatz kommen. Das Projekt “Evasyko” (Evaluation systemischer Konzepte psychosozialer Versorgung in nicht heilkundlichen Kontexten) wird von der DGSF finanziert und von Marc Weinhardt geleitet. Die Forschung soll die Vielzahl der systemischen Arbeitsweisen erfassen, etwa Modellvorhaben mit systemischem Gedankengut (z. B. Familienklassenzimmer) oder Projekte welche, systematisches Denken nutzen, um Regelangebote weiter zu professionalisieren (z. B. im Netzwerk frühe Hilfen, in systemischen E/L-Schulen). Solche Konzepte sind aktuell kaum systematisiert, noch gibt es Metastudien, die diese vielfältigen Angebote beschreiben. Die Projektmitarbeiterinnen Rebecca Hilzinger und Marlene Henrich sind für alle Hinweise zu systemischen Konzepten psychosozialer Versorgung in nicht heilkundlichen Kontexten dankbar.
Diese Woche beginnt die Arbeit an einer neuen Studie, auf die ich mich lange gefreut habe: In der von der DGSF (
Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie) finanzierten Untersuchung interessieren wir uns für die Frage, wie und und in welcher Form (zukünftige) systemische Fachkräfte in und durch ihre Weiterbildung gemäß des Curriculums der DGSF einen Wissenszuwachs erfahren. Die Studie ist im klassischen NovizInnen-ExpertInnen-Paradigma angelegt und wir interessieren uns im ersten Schritt für die weiterlesen